E Fümfliiber und Film ab: Das Basler «kult.kino» machts möglich. ©Keystone/unsplash.com
E Fümfliiber und Film ab: Das Basler «kult.kino» machts möglich. ©Keystone/unsplash.com
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Mit fünf Stutz kommt man nicht weit, aber in Basel ins Kino

Das Basler «kult.kino» reagiert auf den Konkurrenzdruck und bietet Jugendlichen unter 18 Jahren den Eintritt für 5 Franken an. Was nach hartem Wettbewerb klingt, ist allerdings Kulturförderung – denn möglich wird das «sackgeld.kino» nur durch Unterstützung der «kult.kino»-Freunde.

Es gibt da diese Geschichte eines Jungen aus Knoxville, Tennessee. Sohn einer Halbblut-Indianerin und eines Italo-Amerikaners, zog seine Mutter mit ihm nach Los Angeles, als er zwei Jahre alt war. Die Vororte der Grossstadt sind nicht gerade, was man unter freundlich versteht. Und so zog es den Jungen immer wieder in die kleinen Kinos der Vorstädte, am Rand einer Metropole, die den Film definiert und damit auch das, was unter Alternativ-Kino verstanden wird.

Der Kleine hiess Quentin Tarantino und er wurde bald gross, begann nicht von ungefähr eine Schauspiel-Ausbildung, verfasste aus Frust das Drehbuch zu «Reservoir Dogs», wurde von Harvey Keitel entdeckt und mitfinanziert und dann, ja dann: Filme wie «Kill Bill» oder «Pulp Fiction» oder «Django Unchained» muss man keinem mehr erklären. Wäre der kleine Quentin nicht ins Kino gegangen, sondern sonstwie auf eine andere Bahn geraten, vielleicht wäre er ja jetzt eine Hauptfigur der Netflix-Serie «Narcos» geworden. Aber das ist wilde Spekulation. Fakt ist: Der kleine Quentin ging ins Kino und das Kino bestimmte fortan sein Leben.

Eine klare Antwort auf die Konkurrenz

Was das mit Basel zu tun hat? Nun, erstens wurde Tarantino bald zu einem so genannten «Autorenfilmer», zu einem, der den Mainstream konterkarieren und neu montieren konnte, und Basel hat mit seinem «kult.kino» eine ganze Institution, die sich vollends der Filmkultur gewidmet hat. Und zweitens führt diese Institution jetzt das «sackgeld.kino» ein, dass sich gezielt an Jugendliche richtet, wie Tarantino einst einer war. Solche, die nur zu gerne ihre Zeit mit Filmen verbringen – vor allem mit jenen, die sich nicht im Mainstream bewegen. Jugendliche unter 18 Jahren bezahlen jetzt also nur 5 Franken Eintritt ins «kult.kino». 

Eine Antwort sei das natürlich auch auf die Billigkinopreise im benachbarten Deutschland, sagt Geschäftsführer Tobias Faust. Aber vor allem geht es um die kulturelle Förderung der Kinder. Für die ganz jungen Kinder gibt es das Kinderfilmprogramm, ein eigenes Angebot, das jeweils für einen Monat zusammengestellt wird. Für die vertieft interessierten Jugendlichen gibt es ganze Diskussionsgruppen. Und für alle nun den günstigen Eintrittspreis, der sich tatsächlich mit der harten Konkurrenz im grenznahen Raum messen lässt. 

Das Verdienst der Freundschaft

Welches Programm Tarantino bevorzugt hätte – Blockbuster oder Atelierfilm –, ist im Nachhinein und aus der Ferne natürlich nicht zu beurteilen. In den Vorstadtkinos von Los Angeles liefen damals B-Movies, die schrulligen, kreativen, harten und abgebrühten Filme günstigerer Produktionsarten. Das, was früher auch in unseren Revolverküchen und Stadtkinos lief. Diese Filme gibt es hierzulande aber im Kino ohnehin kaum mehr zu sehen. Dass  es sich der kleine Quentin aber leisten konnte, sich für wenig Geld in die tiefen eines Kinositzes zurückzuziehen, das kam nicht von ungefähr. Was sicher ist: Wären die Preise für den Sohn der alleinerziehenden Connie Tarantino zu teuer gewesen, es gäbe einige Meisterwerke der Postmoderne nicht.

So ist es durchaus ein Verdienst, der rund 400 «kult.amici» – der Freunde des Kinos – das Angebot tüchtig zu unterstützen. Fünf Stutz, das sind ein Kaffee im Restaurant, das ist nicht mal ein Päckchen Zigaretten und auf keinen Fall ein Mittagessen, nicht mal für Jugendliche. Mit fünf Stutz kommt in der Schweiz, in Basel, schon lange nicht mehr allzu weit. Aber wenn man unter 18 Jahren alt ist, auf jeden Fall ins «kult.kino». Und das kann schon sehr, sehr viel sein. Wie die Geschichte des kleinen Quentin aus Knoxville, Tennessee, zeigt.