Exklusiver Blick auf das noch abgesperrte Nachtigallenwäldeli nach der Sanierung. Bild A. Schwald
Exklusiver Blick auf das noch abgesperrte Nachtigallenwäldeli nach der Sanierung. Bild A. Schwald
  • Andreas Schwald
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«Vom schmuddeligen Touch ist nichts mehr zu spüren»: Baudirektor Wessels im Interview über die Heuwaage – mit exklusivem Rundflug

Die Heuwaage hat ein neues Prunkstück: Das Nachtigallenwäldeli zwischen Zolli und Steinenvorstadt wird als neuer Park am Samstag eingeweiht. Der Landstrich sei jetzt nicht mehr schmuddelig, wie Regierungsrat Hans-Peter Wessels im Interview mit barfi.ch schon vor dem grossen Tag sagt. Und das ist erst der Anfang einer neuen Heuwaage für Basel.

Das Nachtigallenwäldeli wird seinem Namen endlich gerecht. War es früher ein eher düsterer Durchgangsort zwischen Zolli und Heuwaage, in dem man sich beim Feiern mal kurz in die Büsche schlagen konnte, so ist es jetzt ein echter Park. Für 13 Millionen Franken hat der Kanton die Anlage umgebaut und mit neuen Brücken versehen. Am Samstag wird das grosse Werk eingeweiht. 

Exklusiver Rundflug durch die Parkanlage vor der Eröffnung:

Es handle sich auch um eine «Entdichtung», wenn man solche Grünanlagen baut, sagt Armin Kopf, Leiter Grünanlagenplanung der Stadtgärtnerei. Das Projekt hat insofern Modellcharakter, dass auch künftige Basler Parks und Grünstreifen so geplant werden können: Mit Einbezug der Bevölkerung und mit einer Gestaltung, die Unorte wieder zu Aufenthaltsorten macht. Ein weiteres Beispiel sei der neue Aufenthaltsplatz an der Hochstrasse im Gundeldinger-Quartier, wo ein Haus zugunsten einer offenen Fläche wich.

Ähnlich wie beim Nachtigallenwäldeli geht es mit dem Winkelriedplatz weiter: Auch hier wird die Bevölkerung miteinbezogen. Regierungsrat Hans-Peter Wessels ist die verstärkte Grünplanung wichtig, wie er sagt: In einer Stadt, in der immer mehr Menschen leben und arbeiten, seien grüne Oasen zwischen Wohnräumen unabdingbar.

Herr Wessels, der neue Park im Nachtigallenwäldeli ist fertig, Sie sind schon durchflaniert. Was ist Ihnen aufgefallen?

Hans-Peter Wessels: Er wirkt viel offener, viel einladender als früher und daher freue ich mich ausserordentlich auf die Eröffnung am Samstag. Am auffälligsten sind natürlich die vielen Brücken, die dem Park einen modernen und verspielten Charakter geben. Vom ehemals etwas schmuddeligen Touch ist nichts mehr zu sehen. Ich hoffe, dass sich jetzt von nun an viele Menschen eingeladen fühlen, sich im Nachtigallenwäldeli aufzuhalten.

«Enorm wichtige Achse für die Stadt»: Baudirektor Hans-Peter Wessels. ©Keystone

Kritik wurde auch schon laut, gerade an der Anzahl der Brücken: Viel zu viele seien es, es werde Bauvolumen verschwendet, warum nicht eine oder zwei? 

Es stimmt, das Projekt ist sehr aufwändig, wir haben dort viel investiert. Aber ich glaube, es lohnt sich auch. Der Park befindet sich an einem sehr zentralen Ort in der Stadt und wir haben nur an ganz wenigen Orten so zentral so viel Grün. Daher lohnt sich die Investition aus unserer Sicht.

Eigentlich ein Glücksfall für den gesamten Landstrich vom Zoo bis zum Barfüsserplatz, wo viele Betonbauten stehen, ein Viadukt und bereits aus Kreisen der SP gefordert wurde, dass der Kanton auch in der Steinentorstrasse Häuser kauft und durch ästhetischere Bauten ersetzt. Wie steht die Regierung zu diesem Verkehrs-Unort Heuwaage?

Das ist eine enorm wichtige Achse für die Stadt Basel, gerade auch im Bereich Steinenvorstadt. Schliesslich ist die Steinen die wohl belebteste Gasse von Basel, die Abends gestossen voll ist, teils auch tagsüber. Zudem ist die Heuwaage die Verlängerung zum Zoo, der wiederum ein riesiger Publikumsmagnet ist. Und in der Mitte befindet sich eben die Heuwaage, bislang kein allzu schöner Ort. Deshalb realisieren wir nun eine Gestaltung, die dazu führt, dass sich die  Menschen gerne hier aufhalten. Die Umgestaltung rund um das Nachtigallenwäldeli war ein wichtiger Schritt dazu. Im gleichen Zug konnten wir noch den Hochwasserschutz realisieren, was der Stadt ebenfalls zugute kommt.

Ein weiteres Projekt an diesem Ort ist das Ozeanium, das der Zoo ebenfalls an der Heuwaage realisieren will. Was passiert darüber hinaus?

Das Ozeanium ist sicher die markanteste Veränderung, wenn es tatsächlich realisiert wird. Es wird dem Raum zwischen Steinen und Zoo ein ganz neues Gesicht geben, ein Anziehungspunkt werden mit fantastischer Architektur. Wir hoffen, dass es dem Zoo gelingt, die Mittel zusammenzubekommen. Wird das Ozeanium realisiert, dann werden wir den Strassenraum und die Verkehrsverbindungen anpassen müssen, unter anderem müssen wir einen Kreisel einrichten – da kommen also einige Umgestaltungen auf uns zu. Was ebenfalls geplant ist, ist der Neubau des Hochhauses eingangs der Steinen, den die Basellandschaftliche Pensionskasse vorhat. Die Neugestaltung des Nachtigallenwäldelis ist also ein erster Schritt für die tiefgreifende Umgestaltung der ganzen Umgebung.

Ein grosser Entwicklungsschritt also für den Perimeter Innenstadt Grossbasel. Wo gibt es Vergleichbares?

Blick Richtung Zoo: Eingebettet zwischen Acqua und Rialto. Bild A. Schwald

Tatsächlich ist es selten, dass so nah an der Innenstadt eine so grosse Umgestaltung stattfindet. Betrachten wir die Innenstadt als Perimeter innerhalb der äusseren Stadtmauer, dann zählt der ganze Bereich Universitätsspital und Schällemätteli dazu. Dort kommt jetzt der Neubau der ETH Zürich zu stehen, das neue Biozentrum hat seine Höhe schon erreicht und dann folgt noch der Neubau des Klinikum 2 des Spitals. Das sind ebenfalls bauliche Entwicklungen, die sehr prägnant sind.

Korrigiert jetzt der Kanton also die Bausünden von früher?

Naja, was eine Bausünde ist, beurteilen ja meist erst die späteren Generationen. Betrachten wir den heutigen Bau 2 des Spitals, dann behauptet kaum jemand, dass das ein besonders schöner Bau ist. Der geplante Neubau wird sich sehr viel besser ins Stadtgefüge einfügen und mit den denkmalgeschützten Nachbarhäuser viel besser korrespondieren.

Als Schlagwort steht die «Entdichtung» der «Verdichtung» gegenüber, die in den vergangenen Jahren im dicht besiedelten Basel zum grossen Begriff wurde. Ist das jetzt ein neues angestrebtes Ziel? Die Stadt zu entdichten?

Dichte Stadt, lockere Parks: Die Mischung muss stimmen. Bild A. Schwald

Was wir mit dem Begriff meinen: Die Stadt Basel entwickelt sich rasant. Wir gewinnen viele Arbeitsplätze dazu, es gibt ein moderates Bevölkerungswachstum. Damit die Lebensqualität erhalten bleibt, ist es wichtig, die Freiraumgestaltung ebenso zu pflegen. Wir müssen also die Grünräume parallel dazu entwickelt. Das wiederum heisst: Die bestehenden Grünräume falls möglich ausdehnen und vor allem so gestalten, dass sie möglichst attraktiv sind. Und – wo möglich – neuen Grünraum schaffen.

Wo wird denn Basel gerade sonst noch grüner?

Zum Beispiel an der Hochstrasse, aber auch im Rahmen von grösseren Arealentwicklungen wie der Erlenmatt, im Hafenareal oder auf dem Lysbüchel-Areal und natürlich an der Nordspitze vom Dreispitz. Überall, wo wir Areale entwickeln, schaffen wir auch neue Grünflächen.

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Eröffnungsfest Nachtigallenwäldeli, Samstag, 10. Juni, ab 10.30 Uhr Programm für geladene Gäste, von 13 bis 16.30 Uhr öffentliche Einweihung für die Bevölkerung mit Darbietungen, Vorträgen und Verpflegungsmöglichkeiten.

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