• Andy Strässle
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«Irgendwann mal schlafen»: Anwohner des Kleinbasler Rheinufers gegen die Dauerparty

Die Sonne kommt, die Party beginnt: Das Kleinbasler Rheinufer wird immer mehr zur Badi für die ganze Region. Die Anwohner leiden unter Lärm, Dreck und dicken Rauchschwaden der Dauergrillerei. Die Nachbarn fühlen sich von der Regierung ignoriert.

«Solange es regnet ist die Stimmung bei den Anwohnern gut», erklärt Theres Wernli vom Stadtteilsekretariat Kleinbasel. Mit der Sonne werden die Party und die Menschenmassen wieder ans Rheinbord zurückkehren. Und es werden immer mehr. Die Anwohner des Kleinbasler Rheinufers haben die Nase voll. Rund 70 Nachbarn trafen sich Mitte April bei einer Veranstaltung des Quartiersekretariates an der Klybeckstrasse. «Es ist eine sehr ärgerliche Stimmung.» Eine Anwohnerin hatte davon gesprochen, dass es in den Sommermonaten «immer schlimmer» werde. Am Anlass widersprach niemand. Trotz des Ärgers habe aber auch eine sehr konstruktive Stimmung geherrscht, sagt Theres Wernli.

Sie sagt aber auch, dass die Anwohner das Gefühl hätten, die Regierung ignoriere die Probleme am Kleinbasler Rheinufer. Sie fühlen sich verschaukelt. Man könne nicht für Leben am Rhein sorgen, ohne sich um die Probleme zu kümmern.

Von der Regierung ignoriert

«Das Rheinufer ist mittlerweile der Treffpunkt von Menschen aus drei Ländern und dem Nachbarkanton Baselbiet», sagt die Leiterin des Stadtteilsekretariates. Den Anwohnern macht der Lärm zu schaffen. «Es geht nicht darum, dass um zehn Uhr Ruhe sein muss, aber die Anwohner wollen einfach irgendwann einmal schlafen.» Den meisten Anwohnern sei bewusst, dass sie an einer einmaligen Lage zu Hause sind, aber dennoch hätten sie ebenfalls ein Recht, eine gewisse Wohnqualität einzufordern.

In den Sommernächten explodiert das Rheinufer von Jahr zu Jahr mehr. Wege und Rabatten werden zu Grillplätzen, die Velos stehen kreuz und quer und werden an die Zäune vor den Häusern gekettet. Parkplätze für die Drahtesel hat es an einem schönen Abend nie genug. Die gute Stimmung, die malerischen Sonnenuntergänge haben eine dunkle Seite: Auf jedem Meter wird gegrillt, alle zwei Meter spielt eine andere Musik auf, sei es aus Lautsprechern, sei sie gespielt auf mitgebrachten Instrumenten. So bereitet den Anwohnern Sorge, dass das «Lautsprecherverbot» nicht eingehalten oder nicht durchgesetzt werden könne. «Es ist klar, es gibt Bussen für Littering, Bussen für laute Musik oder Wildpinkeln. An den Gesetzen liegt es nicht. Aber es ist schwer diese durchzusetzen.»

Die grösste Party in der Region

Nach Mitternacht, wenn die Party in die nächste Runde geht, hat die Polizei, die in den letzten Jahren eine ziemlich starke Präsenz markierte, ebenfalls viel zu tun. So wollen weder Theres Wernli noch die Anwohner die Arbeit der Sicherheitskräfte oder der Stadtreinigung kritisieren. Im Gegenteil. Sie sind sicher, dass die Ordnungskräfte einen guten Job machen. Und immerhin hat es seit dem vergangenen Jahr die mobilen WCs am Rheinbord, die etwas Erleichterung schaffen, was die Wildpinklerei angeht.

Während sich die Bewohner zwar von der Regierung im Stich gelassen fühlen, so haben sie mit dem Quartiersekretariat doch auch einige Lösungen erarbeitet. So wurde etwa ein Grillverbot diskutiert. Oder mindestens feste Grillplätze, so dass sich die Leute besser verteilen würden. Theres Wernli sagt: «Das Rheinbord ist eine einzigartige Zone, aber die Nutzer müssen auch merken, dass Menschen dort wohnen.» Zwischen Rheinufer und den Wohnhäusern lägen ja nur wenige Meter. Eine Lösung könne als Projekt auch einmal sein, den Abfall einer Partynacht einfach liegenzulassen. Denn oft kämen die Leute dann am nächsten Abend wieder zu ihrem Stammplatz zurück. Wenn der Müll des vergangenen Tages noch dort sei, würden sie vielleicht merken, was sie am Vorabend angerichtet hätten.

Theres Wernli betont immer wieder, dass der Dialog verstärkt werden müsse. Und während sich das Rheinufer zur grössten Badi der Region entwickelt, hofft sie, dass die Behörden bei der Suche nach Lösungen mithelfen und die Anwohner nicht im Stich lassen.

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